Strudel und Schleifen
 
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Wasserkraft

Das Wasser der Our hat eine enorme Kraft aufgebracht, um das Ourtal zu formen.

Um eine Vorstellung zu bekommen, wie viel Kraft das ist, kann man selbst einmal versuchen einen Stein abzuschleifen oder mit einem anderen Werkzeug zu bearbeiten. Das ist je nach Steinart ganz schön anstrengend. Einen großen Vorteil gegenüber dem Menschen hat die Our, und dieser Faktor ist entscheidend - die Zeit. Über Millionen Jahre hatte das Wasser Zeit, sich in das Gestein einzugraben. Steine, Sand und anderes Material, das die Our abgetragen hatte, wirkten wie Schleifpapier und verstärkten die Erosion wiederum.

Die Erosion begann aber nicht an der Quelle. Hier reichte die Kraft des Wassers noch nicht aus. Also begann die Our an der Mündung in die Sauer damit, das Gestein abzutragen. Das Wasser grub sich stetig seinen Weg rückwärts in Richtung der Quelle. Und diese Erosion setzt sich bis heute fort.

Mit Sicherheit waren die Menschen auch früher schon von der Kraft, die das Wasser entwockelt, beeindruckt. Wasser diente bzw. dient nicht nur als Transportmittel für Boote oder Holz, sondern auch als Antrieb für Wasserräder oder Turbinen.

 

Wasserkraft für Holz, Mehl und Leder

Wassermühlen funktionieren auf verschiedene Arten. Sie können von Turbinen oder Wasserrädern angetrieben werden. Der wichtigste Unterschied zwischen Turbinen und Wasserrädern ist, dass Wasserräder auch bei stark schwankenden Wasserständen laufen, ohne ihren Wirkungsgrad herabzusetzen. Dadurch waren die Wasserräder in dieser Region klar im Vorteil. Denn aufgrund der Geologie schwankt der Wasserstand der Fließgewässer im Naturpark Our beträchtlich.

Bei oberschlächtigen Wasserrädern strömt das Wasser von oben auf das Rad . Dazu endet etwa beim Scheitel des Wasserrades ein Gerinne, aus dem das Wasser in die abgedichteten Zellen des Rades fließt. Durch das Gewicht des Wassers dreht sich dann das Rad. Damit das Wasser nicht wirkungslos am Wasserrad herunterlaufen kann, ist es mit seitlich und nach unten abgeschlossenen Behältern ausgestattet, die das Wasser aufnehmen. Man spricht dann von einem Zellenrad.

Oder es handelt sich um Schaufelräder, die keine abgeschlossenen Zellen haben, sondern nach allen Seiten offen sind und lediglich ein Kropfgerinne haben, das das Wasser in den Schaufeln hält. Das Gerinne, das das Wasser zum Antreiben des Rades liefert, ist oft ein künstlich angelegter, kleiner Nebenlauf eines Baches. Dazu wird ein Stück flussaufwärts an einem Wehr Wasser aus dem Fluss in einen künstlichen Kanal abgezweigt. Dieser Kanal hat ein geringes Gefälle. Der Wasserstand des Kanals kann über das Wehr gesteuert werden.

Anders funktionieren die unterschlächtigen Wasserräder. Bei diesen wird in einem Kanal das Wasser unterhalb des Rades durchgeleitet. Der Kanal ist so gebaut, dass das Rad genau hineinpasst. So kann kein Wasser ungenutzt am Rad vorbeifließen. Unterschlächtige Wasserräder sind Schaufelräder. Im einfachsten Fall sind die Schaufeln lediglich Holzbretter. Besser sind jedoch speziell gebogene Blechschaufeln.

 

Egal welches Wasserrad nun in einer Mühle eingebaut wurde, dienen alle dem Zweck, dem Menschen Arbeit abzunehmen. Entweder werden Sägen, Mühlsteine, Hammerwerke oder Generatoren angetrieben.

Trotzdem hatte der Müller noch viel Arbeit, die sich jedoch auszahlte. Obwohl die Bauern im Ösling relativ arm waren, hatten die Müller immer ein gutes Auskommen. Das lag daran, dass die Bauern bis ins 18. Jahrhundert an einen bestimmten Müller gebunden waren. In diesem Fall spricht man von Bannmühlen (oder auch Zwangmühlen). Mit dem Ende der Feudalzeit wurden die Bauern unabhängig und konnten sich ihre Mühle bzw. den Müller selbst aussuchen. Daraufhin wurden die Mühlen manchmal erweitert, quasi multifunktional gemacht. So konnte nicht nur Mehl gemahlen, sondern auch Holz gesägt oder Leder gewalkt werden. Zudem holten viele Müller ihr Korn bei ihren Kunden ab und brachten das Mehl anschließend wieder zurück. So konnten sich die Mühlen bis zur Erfindung der Elektromotoren halten. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden im Zuge des Fortschritts viele Mühlen aufgegeben und nur wenige wurden anderen Nutzungszwecken zugeführt.

Land unter...

An den Flüssen wurde nicht nur die mechanische Kraft des Wassers genutzt. Schließlich transportiert ein Fließgewässer nicht nur großes oder grobes Material wie Äste oder Gestein, sondern auch kleine, fast unsichtbare oder gelöste Stoffe.

Mitte des 19. Jahrhunderts musste die Landwirtschaft mehr Fleisch, Milch und Milchprodukte (z.B. Käse) produzieren, da im Zuge der Industrialisierung immer mehr Menschen in Fabriken arbeiteten und ihre Lebensmittel nicht mehr selbst herstellen konnten. Um die Produktion zu erhöhen, reichte aber der vorhandene Stalldünger nicht mehr aus. Und der Kunstdünger war noch nicht erfunden. Was sollten also die Bauern noch tun, um mehr Heu für ihr Vieh ernten zu können?

Die Lösung war, die Wiesen zu bewässern. Man sagt hier auch Fléizen. Im Gebiet des Naturpark Our gab es verschiedene Bewässerungssysteme, die bis in die Nachkriegszeit durchgeführt wurden. Welches System angewandt wurde, richtete sich nach der Breite des Bachtales.

 

In den schmalen Seitentälern ist kein Platz für ein großes bzw. kompliziertes Bewässerungssystem. Man zweigte fischgrätenförmig vom Bach kleine Kanäle ab, die dann durch das Gefälle den unterhalb liegenden Teil der Fläche bewässerten. Damit genügend Wasser in die Kanäle lief, wurde der Bach mit Grassoden aufgestaut. Ein wichtiges Werkzeug, um die Grassoden abzustechen und zu platzieren war das Wiesenbeil.

In den breiteren Flusstälern von Our und Clerve zum Beispiel wurden aufwändigere Systeme angelegt. Es wurden so genannte Schleisen (Wehre) gebaut. Von diesen Wehren wurden Gräben abgezweigt (ähnlich wie die Mühlenkanäle). Meistens im Juli wurde dann Wasser auf die Wiesen geleitet. Dabei wurde immer darauf geachtet, dass der Hauptfluss (Our, Clerve …) noch genügend Wasser zum Betrieb der Mühlen und für die Fische führte. Das abgezweigte Wasser lief auf die gesamte Fläche der Wiesen und überflutete diese.

 

Um auch in Trockenperioden genügend Wasser zur Bewässerung zur Verfügung zu haben, wurden an manchen Stellen Fléizweiher angelegt.

Die Bewässerung hatte neben dem Nährstoff- und Wassereintrag auch noch andere positive Effekte. Sie trug auch zur Grundwasserneubildung bei, da überschüssiges Wasser, das nicht von den Pflanzen verbraucht wurde, langsam in den Untergrund versickern konnte. Da eine Bewässerung auf diese Art und Weise nicht über die gesamte Fläche gleichmäßig durchgeführt werden kann, bildeten sich kleinräumige Vegetationsmuster mit verschiedenen Pflanzenarten (und damit auch Tierarten), die wiederum auch Einfluss auf das Mikrorelief haben.

Doch kein Licht ohne Schatten. Es gibt auch negative Auswirkungen der Wiesenbewässerung. Letztendlich wird Wasser verbraucht, das an anderer Stelle der Natur oder dem Menschen nicht mehr zur Verfügung steht. Außerdem müssen Barrieren ins Wasser gebaut werden, die beispielsweise die Wanderung von Fischen im Bach behindern können.

 

Durch die Nährstoffe, die mit dem Wasser eingetragen wurden, nahmen die Pflanzenarten ab. Es konnten sich vor allem Gräser durchsetzen und Wiesenkräuter wurden verdrängt. Außerdem wurde durch die Bewässerung der Boden und die darin sesshaften Lebewesen gestört.

Doch mit der Erfindung des Kunstdüngers wurde diese aufwändige Bewirtschaftungsform unrentabel. Wenn man aufmerksam durch die hiesigen Täler wandert, kann man die alten Bewässerungsgräben, Fléizeiher oder Stauwehre erkennen.

Tipps und mehr Informationen zu diesem Thema bekommt man auch auf der Internetseite www.webwalking.lu.

Wasserstrom - Strom aus Wasser

Im Jahr 1959 begann der Bau des Pumpspeicherkraftwerkes in Vianden um damit einer der größten Eingriffe in das Ourtal. Der Bau der Staumauer veränderte stark das Bild, das man bis dahin von diesem Abschnitt des Ourtals hatte.

Im Sommer 1964 nahm das Kraftwerk seinen Betrieb auf und von 1970 bis 1976 wurde es bereits erweitert.

Grund für den Bau eines solchen Kraftwerkes war die Tatsache, dass es (bis heute) nicht möglich ist in dieser Größenordnung Strom zu speichern. Also muss man sich einen Trick einfallen lassen. Doch warum überhaupt Strom speichern?

 

Wärmekraftwerke oder Kernkraftwerke, die heutzutage den größten Teil unseres Stroms produzieren, erreichen die größte Effektivität, wenn sie ununterbrochen laufen. Strom wird jedoch nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit gleich viel verbraucht. Daher musste man eine Möglichkeit finden, um in verbrauchsschwachen Zeiten den Strom effizient zu speichern und dann kurzfristig bei Bedarf wieder verfügbar zu machen.

In einem Pumpspeicherkraftwerk funktioniert das folgendermaßen. In verbrauchsschwachen Zeiten, wie beispielsweise nachts und am Wochenende, wird Wasser in das Speicherbecken oberhalb des Kraftwerkes gepumpt. Bei Bedarf, also meistens tagsüber, läuft das Wasser durch die Druckleitungen wieder bergab und treibt so die Turbinen an. Ein großer Vorteil neben der Speicherung elektrischer Energie ist auch, dass ein solches Kraftwerk im Falle von Stromschwankungen schnell reagieren kann. Innerhalb von Minuten kann es anfangen Strom zu produzieren und ebenso schnell wieder abgeschaltet werden.