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Steinbuckel

Könnte man wie ein Vogel über das Ourtal und die angrenzenden Hochflächen fliegen, es würde sich einem eine atemberaubende Landschaft darbieten. Doch auch ohne Flügel sind die scheinbar endlosen Hochebenen beeindruckend.


Steine, Meer und viel Zeit…

Vor mehr als 500 Millionen Jahren gab es noch kein Ourtal und auch nicht die umgebenden Hochebenen. Es gab noch nicht einmal den Kontinent Europa. Die Fläche, wo sich heute Wälder, Äcker und Siedlungen erstrecken, lag zu dieser Zeit unter dem Wasserspiegel.

Unendlich langsam – jedenfalls für menschliche Verhältnisse – bildete sich zu dem bestehenden Kontinent Gondwana im Devon ein zweiter Kontinent. Er wird von den Wissenschaftlern Laurasia genannt.

Die Ardennen und damit auch die Region Ösling zählen zum Rheinischen Schiefergebirge, das als variskisches Gebirge bezeichnet wird. Die nordost-südwest streichenden Falten, Überschiebungen und Schieferflächen sind vor 370 bis 320 Millionen Jahren, während des Devons entstanden. Damals befand sich in dieser Region ein Meer – das devonische Meer. Auf dessen Grund lagerten sich schwarze Tonschlämme ab.

Als sich im Karbon die Erdplatten von Laurasia und Gondwana aufeinander zu bewegten, wurde das devonische Meer und die am Meeresboden abgelagerten Tonschlämme zugeschoben, die später den Schiefer bildeten. Dieser Zeitabschnitt wird auch als variskische Ära bezeichnet und die zu dieser Zeit entstandenen Gebirge als variskische Gebirge.

Dieser Prozess erfolgte so langsam, dass die gleichzeitig verlaufende Erosion durch Wasser und Wind Schritt halten konnte. Dadurch entstand eine so genannte Fastebene (Peneplain). In der Kreidezeit, die vor etwa 65 Millionen Jahren endete, bildete sich auch Eurasien, der Vorläufer für die Kontinente Europa und Asien.

Im Tertiär (65 bis 2 Millionen Jahre vor unserer Zeit) formten sich durch Heraushebung der Fastebene (Peneplain) die heutigen Hochgebiete Ardennen und Eifel. Diese Heraushebung dauert bis heute an, jedoch so langsam, dass man sie als Mensch kaum bemerkt.

Nutzbar

Die Landnutzung orientiert sich am Relief. So wird auf den Hochflächen hauptsächlich Landwirtschaft betrieben. Man sieht hier Ackerflächen neben intensiv genutztem Grünland. Bevor der Mensch sich in dieser Region niederließ, wuchsen auf den Hochebenen submontane Buchenwälder. Diese Wälder verschwanden, als der Mensch damit begann, Felder anzulegen. Dabei handelte es sich um Ackerflächen, die durch Abbrennen nutzbar gemacht und gedüngt wurden. Oder die Nutzung erfolgte als Schafweide oder Brachland mit Besenheide (Calluna vulgaris) und Ginster (Sarothamnus scoparius). Diese Heidestandorte sind in der Gegenwart selten geworden und beschränken sich auf Plätze, an denen eine anderweitige Nutzung sich nicht lohnt.


Schräglage

Das Ösling ist Teil des Eifel-Ardennen-Massivs, das wiederum zusammen mit Hunsrück, Westerwald und den angrenzenden Gebieten das Rheinische Schiefergebirge bildet. Im Norden hat das Ösling seinen höchsten Punkt. Die Gegend hier wird auch als Hochösling oder Hons-Éislek bezeichnet. Hier zeigt die Landschaft ein gleichmäßiges, auf den ersten Blick fast langweiliges Bild. Die Hochebene hat nur wenige, leichte Hügel, die kaum auffallen. Die Täler sind nur leicht in die Hochebene eingeschnitten. Im Westen verläuft die Wasserscheide der Flusseinzugsgebiete von Rhein und Maas.

Ein kleines Stück weiter südlich haben sich die Flüsse bereits tiefer in die Hochebene eingegraben. Wie tiefe Falten und Furchen im Gesicht eines Greises durchziehen sie die Landschaft. Den Gegensatz zu diesen Falten bilden die Riedel und Höhenrücken, die dafür sorgen, dass die Talwände bis zu 60% Gefälle aufweisen und Felspartien (Kasselslay, Molberlay) von den Tälern aufragen.

Der Süden des Naturparks stellt mit der so genannten Islek-Vorstufe einen Teil der Grenze zum Gutland dar. Bereits Vianden und Tandel liegen im roten Buntsandstein bzw. Muschelkalk des Pariser Beckens. Auf diesen Gesteinen konnten sich gute Ackerböden entwickeln, was man an der Landschaft erkennen kann.

Würde man das Ösling wie einen Kuchen von Norden nach Süden anschneiden, würde sich einem noch deutlicher zeigen, dass die Geländehöhe von Norden nach Süden abnimmt. Die höchsten Punkte von Luxemburg liegen demnach im Norden.

Bodenständig

Boden entsteht durch die Verwitterung von Gestein, das wiederum die Eigenschaften des entstehenden Bodens beeinflusst. Zusätzlich tragen Relief, Klima, Organismen und die Zeit zur Entstehung bei. Ausgangsgestein der Böden im Norden Luxemburgs sind die quarzigen Sandsteine und der Schiefer. Aus den Sandsteinen entstehen sandige, offene Schuttböden. Der dünngeschichtete, tonige Schiefer bildete die Grundlage für den lehmigen, nassen und leicht abschwemmbaren Verwitterungsboden. Im Ösling handelt es sich also hauptsächlich um flachgründige und nährstoffarme Böden. Vor allem der Mangel an Kalk und Phosphor hatte vor Erfindung des Kunstdüngers einen großen Einfluss auf Vegetation und Landwirtschaft.


Auf den Hochflächen wurde der Boden häufig von Wasser und Wind abgetragen. Hier kommt direkt der Schiefer zum Vorschein, wie zum Beispiel bei „Plakig Lay“ zwischen Wilwerwiltz und dem Kirelbach.

An anderen Stellen sind die Hochflächen nur so wenig geneigt, dass keine oder nur eine sehr geringe Abtragung des Bodens erfolgte. Hier konnte sich eine mehrere Meter dicke Verwitterungsdecke bilden. Das ist vor allem im Bereich der Wasserscheiden der Fall, wo das Wasser aufgrund des Reliefs nur eine geringe Transportkraft hat. Der krasse Gegensatz dazu sind die steilen Hänge in den Tälern. Hier reißt das Wasser den Großteil des Bodens mit und lagert ihn am Talboden wieder ab.

Am häufigsten findet man im Ösling die steinig-lehmigen Ranker und Braunerden aus Schiefer und Phylladen. Ranker sind flachgründige Böden, die aus einem kalkarmen oder kalkfreien Gestein entstehen. Braunerden sind dagegen schon wesentlich tiefgründiger. Beide haben einen hohen Skelettanteil, dass heißt sie enthalten viele Steine. Zusätzlich ist den Böden Material, das mit der Luft herangetragen wurden beigemischt.

 

Grenzenlos?

„Eigenartigerweise sind die Ardennen, in denen viele gerne ein Verkehrshindernis sehen wollten, vor allem ein Durchzugsgebiet. Zu allererst ist die Geschichte über dieses Gebiet hinweggezogen und hat dem hier ansässigen Menschenschlag nicht die Möglichkeit gelassen, zur Nation zusammenzuwachsen.“

Jean-Pierre Lambot

Früher stellten die Mittelgebirge eine Grenze dar, unter anderem eine Ländergrenze. Das gilt auch für diese Region, welche wir Ihnen auf diesen Seiten etwas näher bringen wollen. Das Gebirge war eine Barriere, die in früheren Zeiten nur mühsam überwunden werden konnte.

Das Ösling hat als Teil der Ardennen eine besondere geographische Lage. Rundherum befinden sich dicht besiedelte Ballungsräume. Sie sind deren „grüne Lunge“. Zudem schlägt es eine Brücke zwischen französisch- und deutschsprachigem Raum.