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Our-Wald

Ein kurzer Überblick über den Wald im Naturpark Our

Die Waldfläche des Naturparks Our beläuft sich auf insgesamt rund 13.000 ha.
Mit 10.360 ha (± 80 %) entfällt der weitaus größte Teil davon auf den Privatwaldbesitz; lediglich 2.765 ha (± 20 %) des Waldes befinden sich in öffentlicher Hand (Staats- Gemeinde- und Körperschaftswald).
Die Privatwaldfläche verteilt sich auf 2.700 einzelne Waldbesitzer. Daraus ergibt sich, dass jeder Privatwaldbesitzer im Durchschnitt über eine Waldfläche von annähernd 4 ha verfügt.
Der Waldanteil im Naturpark Our ist insgesamt sehr hoch; er liegt mit 39 % deutlich über dem Landesdurchschnitt von 34 %.
Überdurchschnittlich hoch ist aber auch die Waldfläche pro Kopf: sie beläuft sich im Naturpark Our auf 0,88 ha/Einwohner, im Landesdurchschnitt liegt sie hingegen lediglich bei
0,22 ha/Einwohner.
Zu 41 % besteht die Waldfläche im Naturpark Our aus Laubholz, wobei es sich zu 16 % um Laubholzhochwald, zu 25 % um Niederwald (Lohhecken = Eichenschälwald) und zu 59 % um Nadelholzhochwald handelt.
Die folgende Grafik gibt einen Überblick darüber, aus welchen verschiedenen Baumarten sich der Wald im Naturpark Our zusammensetzt und wie hoch ihr jeweiliger Anteil an der Gesamtwaldfläche ist.


Baumartenverteilung im Naturpark Our

Die natürlichen Waldformen im Naturpark Our

1. Buchenwälder

Die "Mutter des Waldes“, wie die (Rot-)Buche (Fagus sylvatica) im Volksmund auch genannt wird, ist unter den vorherrschenden mitteleuropäischen Klimaverhältnissen auf den meisten Standorten die weitaus konkurrenzstärkste Baumart. Ohne den Einfluss des Menschen würde auch im Naturpark Our der Großteil der Waldfläche aus dichten Buchenwäldern bestehen. Tatsächlich beläuft sich ihr Flächenanteil derzeit jedoch nur auf rund 10 %.


Zur Dominanz gelangt die Buche im Wald von Natur aus überall dort, wo die Winter vergleichsweise mild sind und das Klima ausreichend feucht ist (Minimum: 500-600 mm Jahresniederschlag). Die Buche ist weitestgehend unabhängig vom geologischen Untergrund und vergleichsweise genügsam was den Nährstoffgehalt des Bodens anbelangt. Aus diesem Grunde trifft man Buchenwälder auf einer großen Vielzahl unterschiedlicher Bodentypen an. Die Palette reicht hierbei von nährstoffarmen Sandböden, über relativ flachgründige und saure Schieferstandorte (wie auf großer Fläche im Naturpark Our) bis hin zu tiefgründigen, nährstoffreichen, lockeren Lehmböden (Braunerden), auf denen die Buche optimale Wuchsbedingungen vorfindet.

Allerdings reagiert die Buche ziemlich empfindlich auf Wechselfeuchte und Staunässe und ist daher nur selten in direkter Nähe von häufig überschwemmten Flüssen und Bächen oder auf dauerhaft feuchten Talwiesen (Feuchtwiesen) anzutreffen. Darüber hinaus ist die Buche sehr sensibel in Bezug auf Spätfrost oder extreme Winterfröste, sowie Trockenheit und Dürre. Aus diesem Grunde fehlt die Buche in den Wäldern des Naturparks Our auch überall dort wo es im Sommer besonders trocken wird (süd bis süd-westlich geneigte, flachgründige Hanglagen) oder wo die Gefahr von Spätfrostschäden besonders hoch ist: etwa am Fuße von Hanglagen, wo sich die nach unten abfließende, kalte und schwerere Luft staut.

2. Eichenwälder

Überall dort, wo die Böden während der Sommermonate durch die hohe Sonneneinstrahlung regelmäßig stark austrocknen und die Bedingungen für die Buche zu ungünstig werden, würden von Natur aus in aller Regel Eichenwälder aus Traubeneichen (Quercus petraea) an die Stelle der Buchenwälder treten (siehe auch: "Eiche ist nicht gleich Eiche"). Gegenüber der Buche ist die Traubeneiche weitaus trockenheitsresistenter und vermag auch längere sommerliche Trockenphasen unbeschadet zu überstehen. Die Feuchtigkeitsansprüche der Traubeneiche liegen mit einem Minimum von 300 mm Jahresniederschlag deutlich unter denen der Buche mit 500 - 600 mm.

Abgesehen von der deutlich höheren Toleranz gegenüber Trockenheit, sind die Standortsansprüche der beiden Baumarten recht ähnlich. Wie auch die Buche, so stellt auch die Traubeneiche keine sonderlich hohen Nährstoffansprüche und ist weitgehend unabhängig vom geologischen Untergrund. Anders als ihre "Schwester“ die Stieleiche meidet die Traubeneiche jedoch wechselfeuchte und dauerhaft nasse Standorte und gleicht mit diesem Verhalten der Buche.

Derzeit besteht jedoch nur ein sehr geringer Teil der Waldfläche im Naturpark Our aus ursprünglichen Eichenwäldern (etwa 4 %), da der Großteil der hierfür in Frage kommenden Standorte in der Vergangenheit in Lohhecken (= Eichenniederwälder zur Gewinnung von Gerblohe) umgewandelt wurde.

3. Schlucht- und Steilhangschuttwälder

Eine ganz besondere, zugleich aber auch sehr seltene natürliche Waldform, stellen im Naturpark Our die so genannten Steinschutthaldenwälder dar. Wie der Name bereits andeutet, findet man diesen Waldtyp auf hängigen Steinschutthalden, Blocksteinhalden, Felsstürzen und in Schluchten vor. Auf diesen Standorten fällt die an sich äußerst konkurrenzstarke Buche meist vollständig aus, da sie sich auf den in Bewegung befindlichen und mit nur wenig Feinerde ausgestatteten Böden nur äußerst schlecht entwickeln kann. Das Fehlen der Buche ermöglicht es anderen, wesentlich weniger konkurrenzstarken Baumarten diese Standorte zu besiedeln und auf diesen Flächen einen ganz besonderen Typ von Wald auszubilden. Zur Vorherrschaft gelangen hier der Berg- und Spitzahorn (Acer pseudoplatanus, A. platanoides), die Sommer- und Winterlinde (Tilia platyphyllos, T. cordata), die Bergulme (Ulmus glabra) sowie die Esche (Fraxinus excelsior).

Steinschutthaldenwälder sind verglichen mit anderen Waldtypen besonders artenreich. Da sich die Laubstreu der genannten Baumarten besonders gut zersetzt, findet sich trotz des Mangels an Feinerde und Humus der auf den Schutthalden herrscht durchaus ein nennenswertes Angebot an Nährstoffen das sich in Gesteinstaschen oder in flachen Mulden ansammelt. Typische Pflanzen die sich hier ansiedeln sind etwa das Mehrjährige Silberblatt (Lunaria rediviva) oder der Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium).

4. Auenwälder

Abschließend soll an dieser Stelle noch auf die seltene und im Naturpark Our lediglich reliktartig vorkommende Form der Auenwälder eingegangen werden, die man bei einem Streifzug durch die Talgründe des Naturparks entlang von Fließgewässern und auf angrenzenden Feuchtwiesenflächen entdecken kann. Eigentlich bezeichnet man als Auenwälder die Waldbereiche entlang großer Flüsse, die regelmäßig überschwemmt werden. Hierbei unterscheidet man zwischen den häufiger und länger überfluteten flussnahen Bereichen (= Weichholzaue), sowie den nur selten und nur über kürzere Zeiträume überluteten flussfernen Bereichen (= Hartholzaue).

Aufgrund der räumlichen Beschränkungen durch die meist sehr engen Talformen und dem Fehlen von breiten, ausgedehnten Flüssen, kommen im Naturpark Our jedoch keine ausgedehnten Auenwälder vor.

Allerdings findet man auf dauerhaft feuchten und nassen Flächen entlang von Fluss- und Bachläufen häufig eine für diesen Standort typische Waldform vor, die in gewissen Teilen einen auwaldartigen Charakter aufweist.

Die Größe diese Wälder ist meist nur sehr gering und nur selten erreichen sie Dimensionen, die über diejenigen schmaler Gehölzstreifen hinausgehen. Trotz ihrer nur sehr geringen Größe sind diese Wälder und Waldstreifen jedoch hinsichtlich der Biotopvernetzung von außerordentlich hoher ökologischer Bedeutung und bieten zudem vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum.

 

Wie auch auf den Steinschutthaldenwäldern fehlt auch bei dieser Waldform die dominante Buche, die mit den vorherrschenden feucht-nassen Standortsbedingungen entlang von Fließgewässern nur schlecht zurecht kommt. Statt dessen entwickeln sich hier vorwiegend lichtbedürftige, konkurrenzschwächere Baumarten, die jedoch sehr gut an die feuchten Bedingungen entlang von Fließgewässern angepasst sind. Typische gewässerbegleitende Baumarten sind die Schwarzerle (Alnus glutinosa), eine Vielzahl unterschiedlicher Weiden- (Salix ssp.) und Pappelarten (Populus ssp.), die Esche (Fraxinus excelsior) sowie die Stieleiche (Quercus robur).