Ohne den gestaltenden Eingriff des Menschen würde sich das Waldbild im Naturpark Our deutlich von dem Zustand unterscheiden, denn wir heute vorfinden und gewohnheitsgemäß als "normal" ansehen. Von Natur aus würden die Wälder im Naturpark Our weitestgehend von der Buche (= Rotbuche; Fagus sylvatica) beherrscht. Der Buche käme von Natur aus nicht nur im Bereich des Naturparks Our, sondern in ganz Mitteleuropa eine überragende Bedeutung zu. So wäre nach heutigem Kenntnisstand ohne Einfluss des Menschen rund 90 % der Gesamtfläche Mitteleuropas von Wald bedeckt, wobei über 80 % dieser Waldfläche natürlicherweise von der Buche beherrscht würde. Dies entspricht etwa 75 % der gesamten Landesfläche Mitteleuropas. Für diese von Natur aus "konkurrenzlose" Überlegenheit der Buche gegenüber anderen Baumarten gibt es drei entscheidende Gründe: | |
Das dichte Kronendach eines Buchenwaldes
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1. Die Buche gehört gehört zu den am stärksten schattenwerfenden Baumarten Mitteleuropas. Dies verhindert, dass sich unter dem dichten, geschlossenen Kronendach von Buchenwäldern andere Baumarten entwickeln können (Ausnahme: Eibe, Taxus baccata), da nicht genügend Licht auf den Waldboden gelangt. Dies ist auch der Grund warum in reinen Buchenwäldern nur sehr wenig andere Pflanzen auf dem Waldboden zu finden sind und diese Wälder häufig einen "hallenartigen" Charakter haben. Zugleich gehört die Buche aber auch zu den Baumarten die für ihr Wachstum den geringsten Lichtbedarf haben. Dies führt in der Folge dazu, dass sich junge Buchen unter dem Kronendach anderer Baumarten entwickeln können, nicht aber umgekehrt. Im Laufe der Zeit führt diese Entwicklung dann zu einer Verdrängung der anderen Baumarten durch die Buche. 2. Der zweite Grund für die hohe Konkurrenzkraft der Buche ist in der hohen und bis ins hohe Alter anhaltenden Entwicklungsdynamik ihrer Krone zu sehen: fast alle unsere einheimischen Baumarten zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Jugendphase - dem Alter bis 25-35 Jahren - besonders rasch in die Höhe wachsen und ihre Krone besonders dynamisch entwickeln können. |
Nach der Jugendphase nimmt bei den meisten Baumarten jedoch das Reaktionsvermögen der Krone und der jährliche Höhenzuwachs stark ab, d. h. er kulminiert. Ganz anders verhält es sich jedoch bei der Buche: in der Jugend wächst sie meist deutlich langsamer als andere Baumarten, allerdings ist ihr Höhenwachstum und die Entwicklungsdynamik ihrer Krone außerordentlich lang anhaltend. Praktisch bedeutet dies, dass die Buche selbst in hohem Alter noch dazu in der Lage ist, freiwerdenden Kronenraum zu nutzen und ihre stark schattenwerfende Krone noch weiter auszubauen. Deshalb besitzen alte Buchen nicht selten auch besonders mächtige, beinahe schon majestätisch anmutende Kronen. 3. Der dritte Grund für die hohe Konkurrenzkraft der Buche liegt in der großen Wuchskraft ihres Wurzelwerkes begründet. So vermag die Buche die oberen Bereiche des Bodens besonders intensiv zu durchwurzeln. Dies führt dazu, dass die Wurzeln anderer Baumarten in tiefere und meist nährstoffärmere Bodenbereiche abgedrängt werden. |